Bewaffnet mit extrem lichtstarker Kameraausrüstung ging es im Frühjahr 2018 ins Fotoparadies Namibia. Schnell hineingesprungen in unseren geländetauglichen Mietwagen, verließen wir den internationalen Flughafen in Windhoek direkt auf einer Buckelpiste. Bereits auf den ersten Metern wurde uns bewusst, dass dieser Trip etwas ganz Besonderes werden würde: Endlose menschenleere Weiten kombiniert mit wohlfühlender Wärme (Deutschland war zu diesem Zeitpunkt unter einer Schneeschicht bedeckt)!
Nach einer fünfstündigen Autofahrt erreichten wir, wenige Minuten vor Sonnenuntergang unser erstes Ziel: die Stadt Keetmanshoop mit seinem berühmten Köcherbaumwald. Sofort die Kamera geschnappt, rannte ich zum erstbesten Baum. Durch den Einsatz von Ultraweitwinkellinsen werden neue kreative Perspektiven ermöglicht. In diesem Fall ein durch das rote Abendlicht sanft angestrahlter, in das Bildzentrum führender Köcherbaum im Zusammenspiel mit einer Vielzahl weiterer Bäume inklusive untergehender Sonne in der Ferne. Und das alles, aufgrund des Zeitmangels, schnell aus der Hand „geknipst“.
Die Nacht brach zügig herein und Namibia fing sprichwörtlich an zu leuchten. Ich hatte noch nie zuvor so einen beeindruckenden Sternenhimmel mit bloßem Auge gesehen! Völlig euphorisiert, denn über mir mindestens eine Million funkelnder Sterne, verbrachte ich die komplette Nacht hellwach fotografierend. Entstanden sind dabei wahrlich spektakuläre Nachtaufnahmen. Köcherbaume werden von der Stadt Keetmanshoop, die wunderbar als Lichtquelle fungiert, angestrahlt. Im Sternenhimmel ragt imposant unsere Milchstraße empor. Ich bin beeindruckt von dieser Farb- und Detailvielfalt.
Wahrlich überwältigt von den Erlebnissen und völlig ohne Schlaf ging die Reise zum Namib-Naukluft Nationalpark mit der sich inmitten erstreckenden Namib Wüste weiter. Für mich dort am einprägsamsten die einzigartigen Rot und Orange Verläufe im Zusammenspiel mit den minimalistischen Strukturen des Wüstensands während der abendlichen Lichtstimmung.
Leider konnten wir den Sonnenuntergang nur kurz genießen, denn es ging direkt zum absoluten Highlight der gesamten Tour: Stargazing an einem der spektakulärsten Orte unserer Erde der mit Sanddünen umschlossenen und mit toten Bäumen durchzogenen Tonpfanne Sossusvlei (Deadvlei). Dieses Gefühl als einziger Mensch im Umkreis von mehr als 50 Kilometern inmitten der Wüste zu stehen, diese absolute Freiheit einfach überwältigend! Der Traum eines jeden Landschaftsfotografen.
Welcher Planet ist das? Es ist unsere Erde! Auf dem Nachtpanorama, wölbt sich hoch oben in weiter Ferne das Band unserer Milchstraße über einen mehr als 500 Jahre toten Baum. Der Boden aus weißem Ton scheint im reflektierten Sternenlicht zu leuchten. Links unter dem Bogen der Milchstraße steigt das Zodiakallicht auf, Sonnenlicht, das von Staub reflektiert wird, der im inneren unseres Sonnensystems kreist. Rechts, knapp über einer der größten Sanddünen der Erde, findet sich die Große Magellansche Wolke.
Ein interaktives 360° Nachtpanorama bestehend aus 42 Einzelfotos konnte auch aufgenommen und erstellt werden. Es zeigt in einzigartiger Weise die Faszination der Namib Wüste während der Nacht. Mitten hinein versetzt!
Letzte Station ist das Matterhorn Namibias. Mit einer Höhe von 1728 m überragt die Spitzkoppe seine Umgebung. Bizarre Steinformationen geschaffen durch Erosionsprozesse machen das Gebiet zum idealen Spielplatz eines jeden Fotografen. Der Blick aus der Luft unterstreicht die Dimension dieser endlos erscheinenden Weiten. Im Zusammenspiel mit einem typisch afrikanischen Sonnenuntergang eine dauerhaft manifestierte Erinnerung.
Auch hier erwischten wir glücklicherweise eine wolkenfreie sternenklare Nacht. Die Milchstraße erstreckt sich über die abstrakte Landschaft. Ein Fotograf steht in einem gewaltigen Felsbogen und lässt den Zauber auf sich wirken.
Nach ausgiebig viel Schlaf bleiben wunderschöne Erinnerungen an eine faszinierende Reise quer durch Namibia. Dabei besticht das Land nicht nur mit seiner, in vielen Dokumentationen thematisierten, artenreichen Tierwelt, sondern auch durch atemberaubende, abwechslungsreiche Landschaften welche während der Nacht einen besonderen Reiz besitzen. Namibia, wir sehen uns wieder!
Zum Schluss noch ein großes Dankeschön an Jana Maier und Riccardo Schläger die maßgeblich zur Realisierung des Projekts beigetragen haben.
Die Bilder sind wirklich der Wahnsinn. Mein Mann und ich fahren nächstes Jahr ebenfalls nach Namibia und ich beginne gerade, die Astrofotografie zu erlernen. Ich habe eine Canon RP mit 15-35mm Objektiv 2.8Blende. Ich hoffe, das reicht aus.
Wie genau kann man ein solches Foto machen, dass die Milchstraße als Bogen mit Anfang und Ende zu sehen ist? Und wie Sie das 360Grad Foto erstellen würde mich auch brennend interessieren. Geht das mit einer Standard Spiegellosen Kamera?
Viele Grüße
Selina Bläss
Wahnsinnig tolle Aufnahmen! Darf ich fragen, wann Sie dort waren im Frühjahr, also in welchem Monat?
Die Sonne geht ja bereits sehr früh unter und die Milchstraße erreicht ihren Höhepunkt ja erst tief in der Nacht. Wie haben Sie es geschafft, diese tollen Sonnenuntergänge mit der Milchstraße zusammen zu fotografieren? Ich fotografiere selbst leidenschaftlich und möchte mehr in die Astrofotografie einsteigen.
Viele Grüße
Selina Bläss
DANKSAGUNG AN DEN SCHÖPFER DIESER SCHÖNHEIT, DANKE AN DAS TREFFLICHE AUGE DES FOTOGRAFEN und vielen Dank für den Genuss als Betrachter teilhaben zu dürfen.
Kommentare werden vor der Veröffentlichung genehmigt.
Stefan Liebermann
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