Astrofotografie in West- und Zentralaustralien | Stefan Liebermann

Astrofotografie in West- und Zentralaustralien

von Stefan Liebermann März 27, 2020 1 Kommentar

Es ging für mich im September nach West- und Zentralaustralien um einen der beeindruckendsten Sternenhimmel unserer Erde einzufangen. Nach dem endlos erscheinenden Flug starteten wir in Perth angekommen, direkt in Richtung Norden zum etwa 500 km entfernten Kalbarri-Nationalpark.

Um die langen Distanzen und oft menschenleeren Gebiete flexibel zu überwinden entschieden wir uns für einen 4×4 Geländewagen mit Dachzeltkonstruktion. So konnten wir Dirt Roads meistern und an den entlegensten Orten übernachten.

Im Kalbarri-Nationalpark suchten wir uns das berühmte Nature’s Window, einen kleinen Felsbogen, als interessanten Vordergrund. Diesen beleuchteten wir zusätzlich mit Hilfe eines Menschen innerhalb des Bogens. Darüber platzierten wir eine beeindruckend sichtbare Milchstraße. Diese haben wir mittels einer Sternennachführung aufgenommen, welche lange Belichtungszeiten (> 1 min) und somit geringe ISO-Werte ermöglicht. Dabei hat uns eine lichtstarke 14mm Linse geholfen.

Aufgrund der weiten Blendenöffnung von F1,8 erhalten wir kurze Belichtungszeiten und somit eine minimale Rotation der Sterne. Dadurch ist ein Panorama, bestehend aus mehreren aufeinanderfolgenden Aufnahmen während der Nacht problemlos möglich. Hier zu sehen unsere Milchstraße in Form eines Bogens über interessanten Gesteinsformationen im Kalbarri-Nationalpark aufgenommen in einem Panorama aufgebaut aus 13 Einzelbildaufnahmen.

 

Nach zwei beeindruckenden sternenklaren Nächten setzten wir unsere Reise fort in Richtung Karijini-Nationalpark. Auf dem Weg fuhren wir entlang der gesamten Coral Coast, vorbei am azurblauen Ozean mit zartrosa schimmernden Korallenriffen. Wir entschieden uns das wild rauschende Meer zusammen mit der Milchstraße aufzunehmen. Dafür kam eine Zoom Linse zum Einsatz. Durch den Zoom bei gleichzeitig recht weit offener Blende bieten sich ganz neue gestalterische Möglichkeiten. So lässt sich unkompliziert der Vordergrund weitwinklig bei 14mm und die Milchstraße bei 20mm aufnehmen und im Nachhinein zu einer Aufnahme kombinieren.

Das nächste Ziel war Carnavon an der Westküste Die OTC-Satelliten-Station in Carnavon wurde eingerichtet, um den Bedarf an zuverlässigerer und qualitativ hochwertiger Kommunikation für das Apollo-Mond-Projekt der NASA zu decken.
Es war nicht leicht, diese Aufnahme zu realisieren. Normalerweise ist die Station von einem großen Zaun umgeben und von hellen Scheinwerfern beleuchtet. Zum Glück trafen wir den freundlichen Manager, der uns die Tür öffnete. Wir schalteten die Lichter außen aus und schalteten es innen ein. So kann man nun den neugeborenen Raumfahrtingenieur Riccardo vor seiner Station sehen, wie er im Weltraum unserer Milchstraßengalaxie nach neuem Leben sucht! Vielen Dank an das Carnavon Raumfahrt- und Technologiemuseum.

Wir erreichten den Karijini-Nationalpark und es boten uns schier unendlich viele Fotomöglichkeiten. Der Nationalpark ist durchzogen mit imposanten Schluchten, welche nur darauf warten erkundet zu werden. Ausgerüstet mit einem Dryback stapft man durch Flussläufe inmitten der Schluchten immer in voller Erwartung hinter der nächsten Passage einen weiteres atemberaubendes Fotomotiv zu entdecken. Einfach Wahnsinn dennoch sind Schwindelfreiheit und Kälteresistenz empfehlenswert!

In der Nacht mussten wir den Vordergrund mit unseren Kopflampen geschickt ausleuchten, da dieser aufgrund von fehlendem Umgebungslicht komplett im Dunkeln lag. Durch diese absolute Dunkelheit bot sich ein unglaublicher Anblick auf den Sternenhimmel der Südhalbkugel und eine F2,8 Blende reichte völlig aus, um das Milchstraßenzentrum einzufangen. Mit Hilfe des Zooms ließ es sich flexibler auf Motivsuche gehen. Die Aufnahme zeigt die Hamersley Schlucht mit ihren abstrakt wirkenden Gesteinsschichten und harmonisch geschwungenen Formen während der Nacht. Die Milchstraße ragt empor. 


 

Nach einem grandiosen Aufenthalt ging es weiter auf eine 2000 km lange Tour quer durch das Outback. Angefangen von geplatzten Reifen über einen kaputten Turbo sowie Kühler hatten wir auf dem Weg extreme Probleme mit unserem Auto und wir waren kurz davor die Tour abzubrechen. Es ist also dringend erforderlich genügend Ersatzteile und einen Kfz-Fachmann im Outback dabei zu haben. Schließlich erreichten wir nach einigen verzweifelten Tagen dennoch das Wahrzeichen Australiens den Uluru (Ayers Rock).

Ich entschied mich die Milchstraße zusammen mit diesen gigantischen Monolithen in einem Panorama zu fotografieren. Dabei nutzte ich den zunehmenden Mond um den Vordergrund ausreichend zu beleuchten. Später nach dem Monduntergang belichtete ich die Milchstraße. Das 14mm Objektiv war auch hier die beste Wahl.

Im Anschluss ging es auch schon wieder auf die Rückreise. Übrig bleiben Erinnerungen an einen Kontinent mit einzigartiger Natur und Landschaft.

Wer also einen unglaublich eindrucksvollen Sternenhimmel gepaart mit faszinierenden Landschaften und Natur fernab von jeglicher Zivilisation liebt, für den ist West- und Zentralaustralien definitiv eine Reise wert.

Danke Riccardo und Steve für die geile Reise :)




Stefan Liebermann
Stefan Liebermann

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1 Antwort

Konrad Schedlbauer
Konrad Schedlbauer

Februar 20, 2022

Hi Steve
First of it the astro pics in this article are brilliant but I am sure that is a regular comment of visitors.
I do have a few burning questions regarding 2 of your pictures which are #2 and the last one.
I live in Perth/WA and know the locations these photos have been shot. I have done quite a number of milky way shots but I am only scratching the surface of it. I do know that most astrophotos are the result of a stacking process. I haven’t gone down that way yet as my Olympus OMD EM1 MK3 & 7-14 wide lens give me pretty decent results without fiddling on a PC.
Stacking multiple images and overlaying and compositing different views is another matter. So what I would like to know is how the 2 aforementioned photos came about. Looking at the milky way arch and the foreground I would say the angles don’t add up. it could never be viewed like this in real life. Only explanation to me is that the milky way arch is a stacked image and the foreground is a separate exposure and the 2 have been combined. There are lots of astro photos like this on the net and at first it made me envious as I could not even imagine how to achieve this result in one shot. Recent research has led me to believe that many of these pictures are the result of compositing creativity.
I don’t know if you want to let me in on one of your secrets but I try my luck.
Regards
Konrad Schedlbauer
Perth/Western Australia

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